Vom Bodensee zum Comer See

Die Idee war natürlich: Wir fahren zum Comer See. Und dann: Wie kommen wir zurück?
Am bequemsten geht eine lange Rückfahrt natürlich mit der Bahn. Und da werden die Möglichkeiten schnell sehr überschaubar. Falls wir im Bereich München starten, können wir über Verona und Brenner zurück oder über Zürich und Bregenz.
Und damit ist eigentlich schon alles entschieden. Nach unseren schlechten Erfahrungen mit der Bahnstrecke Verona – Brenner kommt nur die Route über Zürich infrage. Und damit war auch der Startpunkt gefunden, wir fahren in Bregenz los.

Als Mountainbiker wollen wir natürlich über die Berge und nicht durch das Große Walsertal. Außerdem liegen in dieser Richtung noch ein paar Pässe, welche wir noch nicht kennen.
Jetzt kann die eigentliche Planung beginnen, sie macht aus einer ursprünglich geraden Linie einen hübschen Bauch nach Osten.
Ankommen möchte ich an der Nordspitze vom Comer See, dort ein Schiff besteigen und möglichst weit hinunter nach Como schippern und von dort mit der Bahn zurück nach Bregenz.

Transalp 2016

436 km,  11.066 Höhenmeter, 11.278 m Tief, 10 Tage,  13 Pässe, davon 5 über 2.000 m
Höchster Punkt: Fimberpass 2608 m
(6. – 15. Aug. 2016)

Tourverlauf -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Tourverlauf – Vom Bodensee zum Comer See
Höhenprofil -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Höhenprofil – Vom Bodensee zum Comer See

1. Tag

30 km – 416 hm hoch – 164 hm tief
Bregenz 420m – Bezegg Gedenksäule 794m – Bezau 648m

Die Anreise nach Bregenz machen wir mit meinem „Raumwunder“ Fabia. Ein Rad steht auf dem Dach, die anderen drei Räder auf meinen Zweierträger hinten. Vier Personen mit Transalp Gepäck innen. Es geht problemlos.

Auf einem Rastplatz irgendwo vor Bregenz komme ich mit einem alten Herrn welcher sich für unsere Räder interessiert ins Gespräch. Er stellt Fragen zur Fahrradtechnik und möchte Näheres zu unserer Tour hören. Beim gemeinsamen Plauern erwähnt er, dass er einmal als Junge bei den Dreharbeiten für einen Luis Trenker Film zusehen durfte.
Luis Trenker, ich frage nach seinem Alter. Geburtsjahrgang 1922. Respekt. So fit möchte ich auch bleiben.

vier Mountainbiker am Start zur Alpenüberquerung -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Wir starten in einem Vorort von Bregenz

Wir finden etwas außerhalb von Bregenz einen passenden Parkplatz für das Auto. Ein freundlicher Nachbar bestätigt, dass wir hier länger stehen können und dass er auch ein Auge auf den Wagen haben wird. Er macht noch ein Foto für uns und weg sind wir.

Die Reste der Bregenzerwaldbahn

Fast sofort sind wir an der Bregenzerach. Dass sie in den vergangenen Tagen Hochwasser führte, war noch deutlich auf dem Trail zu sehen. Die Tour beginnt also fast von den ersten Metern weg mit kleinen „Schwierigkeiten“ wie beschädigte Wege und umgefallene Bäume.

zwei Mountainbiker tragen ihre Räder an einer schmalen Passage -Transalp vom Bodensee zum Comer See
ein Stück Weg fehlt

Auf unserem Weg stoßen wir auf einzelne Bahnschwellen, Gleisreste und typische Hinweise auf eine ehemalige Bahnstrecke, die aber ansonsten weitgehend verschwunden ist. Während wir noch über die verschwundene Bahn spekulieren, kommt der Erste von drei Bahntunnels. Betreten verboten, Lebensgefahr, aber mit Wanderzeichen markiert.

vrefallender Bahntunnel -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Betreten veboten – Lebensgefahr. Aber ein Wanderweg

Im Tunnel ist der Boden sehr weich, es gibt etliche Radspuren und einige lose, teilweise auch recht große, Steine. Sechs Kilometer nach dem dritten Tunnel, kurz vor Bozenau, endet der Trail und geht für die weitere Strecke bis Egg in ein meist unbefestigtes Sträßchen entlang der hier noch erhaltenen alten Bahnstrecke über. Auch die Bregenzerach bleibt uns noch eine ganze Weile treu. Kanuten sind auf ihr unterwegs.

Kurz nach Andelsbuch verlassen wir die Trasse endgültig und fahren über den Bergrücken, vorbei an der Bezegg-Gedenksäule, nach Bezau in unser Quartier. Es sind die ersten Höhenmeter des ersten Tages.

Die Gedenksäule erinnert an die von 1380 bis 1807 geltende Selbstverwaltung der Bauernschaft des Waldes, die sogenannte „Wälderrepublik“, mit eigener freier Landgemeinde, eigener Verfassung und Hoch- und Blutgerichtsbarkeit..

Am Abend stoßen wir dann noch zufällig auf ein Grillfest der Museumsbahn Freunde. Wir haben die Reste der Bregenzerwaldbahn gesehen, von 1902 bis 1983 in Betrieb.

Gasthof Hirschen
Platz 40
6870 Bezau
Österreich
+43 5514 2382

2. Tag

46 km – 1983 hm hoch – 1531 hm tief
Bezau 648 m – Stoggersattel 1450 m – Furkla 1871 m – Sonntag 1097 m

Heute steht uns mit 2.000 hm die anstrengendste Etappe unserer Reise bevor.
Nach einem guten Frühstück und einem kurzen Rad Check fahren wir in östlicher Richtung aus dem Ort. Kurz vor der Bezau Seilbahn biegen wir aber rechts ab und fahren, vorbei an der Langenalpe, weiter Richtung Schönenbach bis zur Mautstelle. Wir sind früh dran und auf dem Stück Straße sind bis zur Mautstelle nur wenige mit dem Auto unterwegs.

Pause über dem Großen Walsertal -Transalp vom Bodensee zum Comer See
der Furklapass liegt vor uns

Nach einigen Kilometern verlassen wir die geteerte Straße und der anstrengende aber in großen Teilen fahrbare Anstieg auf der Schotterpiste hoch zum Stoggersattel 1.450 m beginnt. An der Osterguntenalpe machen wir auf 1.326 m eine Verschnaufpause, für eine Einkehr ist es noch viel zu früh.
Hinter dem unscheinbaren Stoggersattel kommen wir bald auf eine geteerte Straße und fahren flott und mit schöner Aussicht ins Tal hinunter. An einer besonders schönen Stelle halten wir an, genießen die Aussicht und machen Brotzeit.
Dabei entdecken wir zufällig eine kleine Heuhütte, in der man ganz offiziell schlafen darf. Nett gemacht mit Kopfkissen und Herzen aus Stoff.

Furkapass ist nicht gleich Furkapass

Die Streusiedlung im Tal gibt nicht viel her und wir fahren gleich weiter Richtung Furkapass.

Die Auffahrt zum Furkapass – so steht er in der Karte, beißt. In Wirklichkeit heißt der Übergang jedoch Furklapass und ist mit 1.871 m auch deutlich niedriger, als der Furkapass mit seinen 2.429 m an den ich bei der Planung denken musste.

Der Anstieg beginnt mit langen 17 % Steigungen, dann wechselt die Piste auf fahrbare 10 % um dann wieder mit21 %% ein kleines Steilstück einzulegen. Ganz ehrlich, bis zur Hinteren Kriegbödenalpe habe ich vielgeschoben, sehr langsam, und viele kleine Pausen habe ich auch gemacht.

ein Weg führt duchr grüne Grasberge -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Das Dach der Hinteren Kriegbödenalpe ist zu sehen

Die Kriegbödenalpe liegt am Fuß einiger Zweitausender und hier verlassen wir den festen Untergrund, um uns die eineinhalb Kilometer über ein matschiges Schiebestück hinüber zur Zafernalpe 1702 m zu mühen. Die letzten 200 hm zum Pass hoch schaffen wir auch noch.

Blick ins Lechquellgebirge -Transalp vom Bodensee zum Comer See
das Lechquellgebirge

Der Furklapass 1871 m belohnt uns mit einer schönen Aussicht ins Lechquellengebirge.

Wir haben den höchsten Punkt des Tages erreicht und sind auch schon ein paar Stunden unterwegs. Zeit, sich um ein Quartier zu kümmern. Heute ist Sonntag, und 700 hm unter uns liegt der Ort Sonntag. Es soll ja keine Zufälle geben.
Der Türtschhof nimmt uns für eine Nacht auf, essen kann man hier leider nicht. Aber der nette Herr Stark fährt uns ins tiefergelegene Wirtshaus und holt uns später auch wieder ab! !

Türtschhof
Familie Stark
Buchholz 27
6733 Fontanella
Tel.: 05554/5230
E-Mail.: tuertschhof@gmx.at

3. Tag

48 km – 1205 hm hoch – 901 hm tief
Sonntag 1097 m – Kristbergsattel 1484 m –Kristberg 1428 m

Der Tag beginnt mit einer schnellen Abfahrt auf der Straße hinunter ins Große Walsertal. Es ist erst 8:30, aber schon so warm, dass uns der etwas kühlere Fahrtwind willkommen ist.

ein weiter Blick über das Große Waslertal -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Hoch über dem Großen Walsertal

Auf kleinenSträßchen kommen wir nach Bludenz. Der Geruch nach heißer Schokolade steigt uns schon von Weitem in die Nase und lockt uns in den Ort. Immer der Nase nach stehen wir endlich vor dem Werksverkauf der Milka Schokoladenfabrik. Leider ist es viel zu heiß, um Schokolade einzukaufen und im Rucksack zu transportieren. Wir belassen es also bei einem Besuch bei der Lila Kuh, welche in der kleinen Ausstellung steht und auf unseren Besuch wartet.

drei Biker vor einer Fototapete mit Bergen -Transalp vom Bodensee zum Comer See
bei der Lila Kuh zu Besuch

An heißen Tagen sollst du baden

Von Bludenz kommend fahren wir nun ins Klostertal und sind damit parallel zur Alfenz. An ihren Kiesbänken finden wir dann endlich auch eine Bademöglichkeit. Gut, dass der Fluss zum Schwimmen nicht tief genug ist – das Wasser ist nämlich saukalt. Wir vergnügen uns mit Planschen und im Wasser umher Waden.

Badende an einer Kiesbank an der Alfanz -Transalp vom Bodensee zum Comer See
in der Sonne heiß, iom Wasser saukalt

Unaufgeregt führt der weitere Weg stetig leicht ansteigend nach Dalaas. Im Ort, wenn man die wenigen Häuser so nennen möchte, kaufen wir ein und machen schon wieder eine kleine Pause im Schatten. Es ist einfach sehr heiß heute.

Wir biegen ab und verlassen damit das Tal. Jetzt geht es endlich in die Berge. In einer sinnvollen Entfernung von hier gibt es nur noch eine Übernachtungsmöglichkeit. Der Panoramagasthof Kristberg, hier habe ich für uns Zimmer reserviert.

Blick ins Klostertal -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Das Klostertal, von da hinten da kommen wir

Die Steigung der Schotterstraße liegt gleichmäßig bei fahrbaren 10 %, ist aber wegen der Hitze dennoch sehr anstrengend. Die Fahrt zum Kristbergsattel auf 1484 m zieht sich. Am Berg fährt jeder sein eigenes Tempo und so kurble ich alleine vor mich hin. Kurz vor dem Sattel hole ich Michael ein. Er hat Probleme mit seiner Schaltung und kann nicht mehr fahren. Wir reparieren den Schaden und sind bald am Gasthof, welcher kurz hinter dem Sattel liegt..

Blick vom Panoramagsthof Kristberg -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Blick vom Panoramagsthof Kristberg

Panoramagasthof Kristberg
Kristbergstraße 47
A-6782 Silbertal imMontafon
Tel: +43 5556 72290

4. Tag

30 km – 1466 hm hoch – 575 hm tief
Kristberg 1428 m – Silbertaler Winterjöchli 1945 m – Verbellener Winterjöchli 2280 m – Heilbronner Hütte 2308 m

In der Früh ist es neblig und für heute ist außerdem noch Regen angesagt. Ich buche deshalb, noch bevor wir losfahren, sicherheitshalber Schlafplätze auf der Heilbronner Hütte. Nass werden ist manchmal nicht zu vermeiden, aber nass sein und kein Quartier haben geht gar nicht.

Drei Mountinbiker vor einer Nebelwand -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Bergpanorama im Nebel

Die ersten fünf Kilometer fahren wir auf der Kristberg Höhenloipe und rollen dann ins Wasserstubental hinunter. Es geht aber auch im Wasserstubental noch weiter bergab. Erst als wir beim Hasahüsli auf die Litz treffen, haben wir den tiefsten Punkt des Tages erreicht. Ab jetzt geht es für heute nur noch bergauf.

Ein Murmeltier vor seinem Bau -Transalp vom Bodensee zum Comer See
im Silbertal leben viele Murmeltiere

Bei der Oberen Freschalpe ist dann Schluss mit lustig. Seit Kurzem regnet es und bei der Alpe endet auch noch der fahrbare Weg. Hier ist auch vermutlich die letzte Gelegenheit etwas zu essen und dabei trocken zu bleiben. Auch wenn der Platz nicht wirklich einladend ist, es ist der beste Platz, den wir haben, und was vor uns liegt, wird anstrengend.

Im Dauerregen über die Landesgrenze

Die nächsten 4 km bis zum Silbertaler Winterjöchli, der Landesgrenze von Vorarlberg nach Tirol, müssen wir komplett schieben. Wir das Schönveralltal und können, geschätzt einen Kilometer, bis zur Schönverwallhütte fahren. Bei guten Wetter mag der eine oder andere noch bis zur Brücke beim Albonabach kommen, jetzt aber ist der Boden aufweicht und alles ist Matsch.

Unwegsames Gelände im Regen -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Schiebestrecke im Silbertal. Den Regen sieht man nicht

Auf der Schiebe- und Tragepassage hinauf zu den Scheidseen kommt uns das Wasser als Bach entgegen. Nach 3 ½ langen Stunden in strömendem Regen sehen wir endlich die Heilbronner Hütte in greifbarer Nähe.

Scheindseen bei Regen -Transalp vom Bodensee zum Comer See
die Heilbronner Hütte ist zu sehen – wenn man es weiß

Am Abend sehen wir uns den Wetterbericht für morgen an: Es gibt Schneefall. Bei diesem Wetter kommen wir sicher nicht über den Fimberpass und weiter nach Zuort in ein erstes mögliches Quartier.

Wir müssen morgen die Etappe kürzen und in der Heidelberger Hütte schlafen.

Neue Heilbronner Hütte
6793 Gaschurn 3
Telefon 0043/664/180 4277
E-Mail info@heilbronnerhuette.at

5. Tag

38 km – 1069 hm hoch – 1115 hm tief
Heilbronner Hütte 2308 m – Zeinisjoch 1842 m – Heidelberger Hütte 2264 m

Gestern sind wir tropfnass angekommen. Zum Glück gibt es in der Hütte einen Trockenraum mit Wärmeschränken. Am nächsten Morgen sind unsere Anziehsachen trocken, leider kann ich das von meinen Schuhen nicht sagen. Ich habe sie am Abend mit Papier ausgestopft und ich habe das Papier auch zwischendurch gewechselt, aber ein paar Minuten nach dem Anziehen der Stiefel habe ich schon wieder kalte Füße.

Draußen vor der Hütte ist es ziemlich frisch und auch die schöne Abfahrt, die wir gleich fahren werden kann nicht verhindern, dass in Ischgl meine Zehen wieder durchgefroren sind.

Im Alpental hängt der Nebel -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Auf dem Weg zum Zeinisjoch

Aber jetzt geht es erst einmal von der Hütte weg und auf einer Piste in traumhafter Landschaft ein Stück ins Tal hinunter. Kurz nach der Verbellaalpe wechseln wir auf einen Wanderweg, der noch einmal kurz in die Höhe zieht, so dass wir von oben zum Gasthaus Zeinisjoch und bald darauf zum Zeinisjoch selbst kommen. Das Joch markiert die Wasserscheide und ist sonst ganz unauffällig. Bald kommen wir durch Galtür im Paznauntal und rollen weiter an der Trisanna nach Ischgl hinein.

Nach Ischgl zum einkaufen

Der Grund, weshalb wir überhaupt in den Ort Ischgl hinein fahren, ist die defekte hydraulische Sattelstütze von Michael. Radgeschäfte gibt es mehrere. Man kann hier Flickzeug kaufen oder ein schickes Trikot, aber eine kompetente Rad-Werkstatt finden wir keine. Nachdem wir nun aber schon mal da sind, und ohne Grund muss man hier wirklich nicht sein, nutzen wir die Gelegenheit zum Einkaufen und gehen noch auf einen Kaffee.

Anscheinend friert auch Michael an den Füßen. Er besorgt sich jedenfalls im Café eine alte Zeitung und packt seine Füße damit ein, bevor er wieder in die Schuhe schlüpft. Ich probiere das auch, es funktioniert! Bei der Weiterfahrt habe ich warme Zehen.

Wanderschuhe aus denen Zeitungspapier schaut -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Zeitungspapier – die neue Wärmesocke

Auf dem Weg zur Heidelberger Hütte kommt man durch das Fimbertal. Wer noch nie hier war, bekommt jetzt durch das Wort Tal eine ganz falsche Vorstellung. Ischgl liegt auf 1.377 m, die Heidelberger Hütte aber auf 2.264 m. Die fehlenden 900 hm sind das Fimbertal. .

Von Ischgl raus beträgt die Steigung etwa 23 %, später pendelt es sich auf etwa 7 % ein.

Die Heidelberger Hütte -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Die Heidelberger Hütte

Der angekündigte Schnee ist nicht gekommen, aber als wir am späten Nachmittag an der Heidelberger Hütte ankommen zeigt das Thermometer ungemütliche 4 °C, im August!

Heidelberger Hütte
Postfach 60
A-6561 Ischgl
Telefon Hütte: +43-664-4253070
Telefon Tal: +43-664-461899
Mail: info@heidelberger-huette.at

6. Tag

39 km – 1285 hm hoch – 1767 hm tief
Heidelberger Hütte 2264 m – Fimberpass 2608 m – S-charl 1829 m

In der Nacht hat es nun tatsächlich doch noch geschneit. Vor dem Schlafen gehen, beim Blick vor die Haustüre, war noch kein Schnee. Aber jetzt in der Früh ist alles leicht überzuckert und schaut sehr schön aus.

Heidelberger Hütte vom Berg aus gesehen -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Heidelberger Hütte aus der Richtung vom Fimberpass

Auf dem durchnässtem Wanderweg schieben wir die 340 hm zum Fimberpass hoch. Traumblicke wohin man auch schaut.

Am Fimberpass -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Am Fimberpass

Auf der anderen Seite, hinunter nach Zuort, fahre ich relativ wenig. Weniger jedenfalls als beim letzten Mal. Das war 2009 und ich bilde mir ein, dass es jetzt mehr Rinnen und ausgefahrene Stellen gibt.

Ganz sicher aber haben sich die Hängebrücken geändert welche auf unserem Weg zwischen Zuort und dem Val Sinestra über die La Brancia führen. Die alten Holzkonstruktionen haben ausgedient und wurden durch neue Hängebrücken aus Stahl ersetzt. Das ist bestimmt praktischer, ich vermisse halt das Schaukeln beim Gehen.

eine hölzerne Hängebrücke
die alte Holzbrücke über die La Brancia (2009)
eine Hängebrücke aus Stahl -Transalp vom Bodensee zum Comer See
die neue Stahlbrücke über die La Brancia (2016)

Auf dem Dorfplatz von Sent machen wir Pause und essen eine Kleinigkeit, was wir vom Ort sehen gefällt uns.

Für die Fahrt nach Scuol hinunter habe ich einen schönen neuen Weg gefunden. Wir sehen uns Scuol an, kaufen ein und machen uns an den Anstieg hoch nach S-charl wo wir übernachten werden.

Biker mit Bergen -Transalp vom Bodensee zum Comer See
links geht der Weg nach Scuol

Eine Anzahl von Kehren führt uns aus Scuol hinauf an den Hang der wilden Clemgiaschlucht. Anfangs noch hoch über der Schlucht kommen sich Piste und Fluss immer näher, bis sie zuletzt eine gemeinsame Ebene haben. Die Straße hinauf in die alte Bergbauregion zieht sich schier endlos und will und will nicht aufhören.

Als wir endlich in S-charl ankommen stellen sich der Ort und noch mehr unser Quartier als ein soo schöner Platz heraus.

Casa Sesvenna in S-charl -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Unsere Unterkunft Casa Sesvenna

Chasa Sesvenna – Hotel Garni
7550 Val S-charl
Schweiz
+41 81 864 06 18
email: info@sesvenna.ch

7. Tag

44 km – 1269 hm hoch – 1106hm tief
S-charl 1829m – Pass da Costainas 2251m – Passo Val Mora 1934m – Rif. Val Fraele 1954m

Über Nacht ist es ein wenig wärmer geworden, beim losfahren haben wir angenehme 9 °C. Unser nächstes Zwischenziel ist der Pass da Costainas. Und wie schon bei der Fahrt nach S-charl begleitet uns auch jetzt die Clemgia.

Bei der Alp AsreasTamangur geht der Fahrweg in einen Trail über, aber die Clemgia bleibt uns bis kurz vor dem Pass treu. Es ist ein guter Start in den Tag, alles ist fahrbar.

Der Costainas gehört zu den unscheinbaren Pässen, bietet aber eine rasend schnelle Abfahrt über Lü und hinunter in das Münstertal. Lü ist ein Mekka für Astronomen, hier ist die Nacht noch dunkel.

Zeitungsausschnitt zu Lü -Transalp vom Bodensee zum Comer See
UNESCO Biosphären-Reservat

Das Val Müstair, wie das Münstertal auch genannt wird, berühren wir nur kurz. Nach nicht einmal einem Kilometer ziehen wir auf einer Forststraße wieder hoch in die Berge zum Döss Radont.

Vier Mountainbiker strahlen um die Wette
In der Nähe vom Döss Radont

Die anschließende Fahrt durch das Val Mora ist immer noch ein Traum. Um die Fahrt durch das Tal weiter entspannt genießen zu können haben wir am Nachmittag telefonisch im Rifugio Val Fraele reserviert.

Der Talbeginn des Val Mora
Der Talbeginn des Val Mora
Im Val Mora
Höher über dem Wildbach als es aussieht

Am Passo Val Mora überfahren wir die Grenze zwischen der Schweiz und Italien. Die nächsten paar Kilometer sind ein einfaches Ausrollen zum Stausee Lago di San Giaccomo, wo man noch die Reste der Grenzgarnison sehen kann. Jetzt kommt auch langsam das Rifugio in Sicht. Es liegt seitlich leicht erhöht über der Staumauer.

Rifugio Val Fraele
Rifugio Val Fraele

Beim Abendessen macht uns der Wirt auf einen Hirsch aufmerksam, welcher in der Dunkelheit hinter dem Haus vorbei langsam zum See hinunter geht. Der Wirt füttert die Tiere an und kann sie so leicht beobachten. Eine Hirschkuh mit einem Jungen kommt etwas später noch nach.

Rifugio Val Fraele
+39 0342902459

8. Tag

62 km – 1386 hm hoch – 1634 hm tief
Rif. Val Fraele 1954 m – Passodi Fraele 1955 m – Passo Confine Val Viola 2471 m –Berninapass 2328 m – Pontresina 1771 m

Heute hat Tobi seinen 22. Geburtstag. Die freundlichen Wirtsleute haben auf Bitten von Anita am Abend noch einen Schokoladenkuchen für ihn gebacken. Zum Frühstück gibt es noch eine Kerze obendrauf und Luftballons an die Wand.

Der Tag wird warm. Nachdem wir den Lago di Cancano und den Passo di Fraele hinter uns gelassen haben rollen wir schön und gleichmäßig oberhalb des Val Viola dahin.

oberhalb des Val Viola -Transalp vom Bodensee zum Comer See
oberhalb des Val Viola

Die Piste ist sicherlich für den Nachschub gebaut worden, zumindest gibt es keinen anderenGrund, der ins Auge fällt. Vom Lago di Cancano gibt es eine Verbindung zum Stilfser Joch und ebenso eine Verbindung zum Passo Confine Val Viola, dem Grenzpass zur Schweiz.

Bei dem Örtchen Arnoga treffen wir unerwartet auf eine Völkerwanderung. Autos und Menschen ohne Ende. Der Verkehr muss geregelt werden und es gibt keine Parkplätze in ausreichender Menge.

Alles was Beine hat ist unterwegs

Ganze Großfamilien haben sich auf den Weg zum Rifugio Val Viola gemacht und wie es scheint, werden nicht alle angekommen. Ich sehe einen Mann, welcher eine hochseetaugliche Angelrute mitführt, ein Opa kämpft mit einem widerspenstigen Kinderwagen. Auf Kotzkurs geht es für den kleinen Mann zur Baita Altumena hinunter. Wir machen hier ebenfalls Pause, halten uns aber nicht lange auf, es ist zu heiß und zu umtriebig.

ein Biker fährt zum Passo da Val Viola -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Piste zum Passo da Val Viola

Der Weg zum Rifugio Val Viola und dem gleichnamigen Pass steigt nun an. In der Nähe des Rifugio ist der Weg gut instand gehalten und mit grobem Untergrund aber flacher Steigung halbwegs fahrbar. Zumindest bis auf das letzte schon verfallene Stück, hier macht schon das Schieben Mühe.

Die Passhöhe des Passo Confine Val Viola belohnt uns mit einen weiten Blick, man sieht sogar den halb verdeckten Ortler.

Biker tragen ihr Rad in unwegsamem Gelände -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Abstieg vom Passo Confine Val Viola

Abfahren können wir leider nicht, weshalb der Pass von Achim Zahn mit Rot klassifiziert wurde, ist schnell klar. Vom Pass hinunter zum Lago da Viola wird das Gelände schwierig. Es ist eine üble Kletterei und die ideale „Linie“ ist nicht immer gleich zu finden. Fast bis zum Schluss bleibt es ein Heben und Wuchten in steilem Gelände. Endlich unten am See machen wir Pause, essen und erfrischen uns. Es ist schön hier, zum Baden aber zu kalt.

Ein unbemerkter Grenzübertritt

Mit unserem Abstieg zum See sind wir plötzlich wieder in der Schweiz. Wir rollen durch das Val da Camp lange hinunter ins Tal. In Sfazu, einer Bushaltestelle mit Haus, treffen wir auf die Straße zum Berninapass. Von hier sind es nur neun Kilometer Straße hoch zum Pass, aber auf dieser Strecke gibt es nur Autos, Busse, Motorräder, Hitze. Um 15:00 Uhr liegt die Temperatur bei 30 °C und der Asphalt strahlt zurück. Es gibt Lärm, geschnittene Kurven und knappes Überholen, hier hat der Spaß wirklich ein Loch. Nachdem ich angehupt und auch noch extrem knapp überholt wurde, bin ich abgestiegen und habe ein langes Stück geschoben. Mit dem MTB auf dieser Straße so langsam hochkurbeln war mir dann doch zu gefährlich.

Zielfoto am Berninapass 2328m -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Alle da!

Oben am Berninapass machen wir eine kleine Pause und überlegen ob wir auf Trail oder auf der Straße abfahren wollen. Nach Pontresina hinunter ist es nicht mehr weit, und es gibt auch Trails, wir waren uns aber einig, dass es für heute genug ist und wir auf der Straße abfahren.

Merkwürdigerweise war bergab der Verkehr völlig anders und ich hatte freie Fahrt. Mein neuer, und immer noch geltender Rekord mit dem Mountainbike auf Straße liegt nun bei 79,8 km/Std.

Jugendherberge Pontresina -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Jugendherberge Pontresina

Der Tag war lang und ich bin ziemlich platt, als wir endlich in der Jugendherberge ankommen. Essen, ein paar Biere und dann, wie fast immer auf Tour, schon um 21:00 ins Bett.

Jugendherberge Pontresina
Via Da la Staziun 46
7504 Pontresina
Telefon: +41 81 842 72 23

9. Tag

37 km – 577 hm hoch –  hm tief
Pontresina 1771m – Malojapass 1815m – Albergo Pranzaira 1220m

Heute gehen wir es ruhiger an, wir schlafen länger als sonst und frühstücken in aller Ruhe. Nachdem die Rucksäcke gepackt sind, gehen wir auf die andere Straßenseite zum Bahnhof. Wir wollen versuchen, hier unsere Fahrkarten von Como nach Bregenz zu bekommen. Von Deutschland aus war das nicht möglich. Es ist auch hier in der Schweiz nicht einfach, aber die Dame am Schalter hat es drauf und nimmt die Aufgabe sportlich. Wir bekommen unser Ticket.

in der Schalterhalle des Bahnhofs -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Tickets für die Heimfahrt kaufen

Unqualifiziertes über den Malojapass

Das Highlight des Tages soll heute der Malojapass sein. Aus der Richtung von Sankt Moritz kommend stellt sich der Pass erst einmal enttäuschend dar. Wenn du nämlich auf 1800 m in den Ort Maloja fährt, da begeisterst du dich nicht hundert Meter weiter bei einem Schild mit „Malojapass 1815 m“.

der Ort Majola -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Oben am Malojapass

Bei der Planung habe ich gesehen, dass es eventuell eine Abfahrt abseits der Straße gibt. Die stellt sich allerdings schnell als für uns nicht fahrbar heraus. Also doch erst mal wenigstens im oberen Steilstück die Straße nehmen. Ein Quartier für heute haben wir auch noch nicht.

Und während ich noch dumme Witze über den Pass mache, kippt die Straße vor meinen Augen ab. „Mea Culpa“, jetzt weiß ich es besser. „Richtig rum“ gefahren ist der Malojapass der Hammer.

Serpentinen ohne Ende, mit der Fahrbahn stürzen wir uns nach unten. Erst als es flacher wird, wechseln wir auf einen Feldweg. Aber als das Gelände zunehmend wieder schwieriger wird und wir nicht einschätzen können wie lange wir offroad unterwegs sein werden, wechseln wir wieder auf die Straße.

Zum Fotografieren hat sich leider keiner die Zeit genommen.

In einer der ungezählten Kurven treffen wir auf das Albergo Pranzaira. Hier bleiben wir. Es wird unser letzter Abend in den Bergen, weit unter uns lässt sich die Ebene schon ahnen. Am Abend türmen sich die Wolken zu wilden Formationen und in der Nacht regnet es.

Blick vom Albergo Pranzaira -Transalp vom Bodensee zum Comer See
hier ist der Malojapass schon flacher

Albergo Pranzaira
C. & W. Elsmann
7603 Vicosoprano
Schweiz
Tel.: +41 81 822 14 55
e-mail: info@pranzaira.ch

10. Tag

62 km – 410 hm hoch – 1097 hm tief
Albergo Pranzaira 1220m – Domaso 199m (Comer See)

Nach dem Frühstück sausen wir fast alleine auf der noch stillen Straße hinunter nach Stampa. Wir hätten uns dort gerne eine Ausstellung von Alberto Giacometti ansehen, aber an Ferragosta hat das Museum geschlossen.

eine Stele von Alberto Giacometti -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Museum Alberto Giacometti

Kaum weitergefahren kommen wir an einen für Räder gesperrten Tunnel und folgen der Umleitung. So kommen wir nach Bondo, einem reizvollen, verschlafenen Weiler. Schöne Wege führen uns weiter. Ein toller Wiesentrail mit altem Bestand von Esskastanien, dann eine lange Serpentinenabfahrt auf schmalem Radweg. Die Passstraße haben wir jetzt endgültig verlassen, wir kreuzen sie lediglich noch gelegentlich.

 -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Wiesentrail

Bei Ciavenna wird das Tal breiter. Mein Bedauern die Berge zu verlassen mischt sich mit der Vorfreude auf den Comer See. Der Verkehr nimmt zu, es wird deutlich wärmer und einen Appetit hätte ich auch schon. Gerne würden wir anhalten und im Schatten an einem netten Platz etwas essen. Leider keine Chance, ganz Italien hat an Ferragosta dieselbe Idee

Pizzapause -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Mittagspause

Zum Comer See ist es nun wirklich nicht mehr weit als wir uns entschließen, einfach auf Verdacht, in den nächsten Ort zu fahren. Novate Mezzola liegt ausgestorben in der Mittagshitze.

Wir finden einen Pizza Straßenverkauf, welcher von einem Ägypter betrieben wird. Er freut sich so sehr über seine fremdländischen Kunden, dass er uns seine halbe Familie vorstellt. Gleich daneben, auf dem Kirchvorplatz finden wir eine Steinbank im Schatten. Hier können wir nach dem Essen sogar noch ein Nickerchen machen.

Der Comer See liegt vor uns

Kaum im Flachland losgefahren erreichen wir die Nordspitze des Lago di Como. Am Bootsanleger in Domaso prüfen wir, wann das nächste Schiff nach Carate Urio fährt. Carate Urio liegt sehr nah an Como und seinem Bahnhof. Ich habe deshalb dort Zimmer für unsere letzte Übernachtung gebucht.

Am Comer See angekommen -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Am Comer See angekommen

Getreu dem Satz: „Planung ersetzt Zufall durch Irrtum“ wird jetzt alles ein wenig komplizierter.

Erstens: Heute ist Ferragosta. Am Feiertag gilt der normale Fahrplan nicht, es fährt nur ein einziges Schiff.
Zweitens: Dieses Schiff nimmt keine Räder mit.
Drittens: Der Bus ist schon durch. Dieses eine Schiff ist für heute die einzige Möglichkeit, um nach Carate Urio zu kommen.

Von fern sieht man ein Schiff immer näher kommen und Anita verhandelt weiter unermüdlich mit dem gelangweilten Ticketverkaufer. Kurz vor dem Anlegen geschieht das Wunder. Der Verkäufer greift zum Telefon und spricht mit dem Kapitän. Wir dürfen ausnahmsweise an Bord.

strahlende Mountainbiker auf dem Schiff -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Jetzt kann nichts mehr passieren

Die Fahrt über den See geht im Zickzack hin und her von Anlegestelle zu Anlegestelle.

Ein Ausflugsboot nähert sich dem Bootsstegsteg -Transalp vom Bodensee zum Comer See
jetzt dürfen wir auch aussteigen

Immer mehr Ausflügler steigen zu und irgendwann ist das Schiff übervoll mit angeregt plappernden Familien. Die Überfahrt dauert Stunden und es dämmert bereits, als wir endlich am Hotel ankommen.

Und noch einmal haben wir heute Glück. Wir finden einen schönen Platz am Seeufer, trinken in der lauen beginnenden Nacht kühlen Weißwein und sind sehr zufrieden, dass auf unserer Reise alles ein gutes Ende genommen hat.

Comer See bei Nacht -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Comer See

Hotel Orso Bruno
Via Regina, 45
22010 Carate Urio CO – Italien
+39 031 400136

Morgen werden wir mit der Bahn lange zurück nach Bregenz fahren.

Blick aus dem fahrenden Zug -Transalp vom Bodensee zum Comer See
Bahnfahrt von Como nach Bregenz
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