Auf unserer Alpenüberquerung 2012 haben wir das „Altopiano dei Sette Comuni“ – die „Hochebene der 7 Gemeinden“ angeschnitten und seit damals will ich noch einmal herkommen und diese Gegend genauer erfahren. Die Hochebene der 7 Gemeinden war im 1. Weltkrieg ein hart umkämpftes Frontgebiet. Aus den vielen vorhandenen Wegen habe ich diese Tour so zusammengestellt, dass wir möglichst viel auf den alten Militärstraßen unterwegs sein können.
Wer als Mountainbiker in den Alpen unterwegs ist, stößt früher oder später auf Reste des 1. Weltkrieges. Befestigungsanlagen, Schützengräben oder Militärstraßen, selbst Reste von Stacheldrahtsperren sind noch erhalten.
“ Hochebene der 7 Gemeinden“
Insgesamt 168 km, 5050 Höhenmeter, 4 Tage (14. – 17. Jun. 2017)
Ich hatte unsere Ankunftsübernachtung vorbestellt und so war es problemlos das wir erst spät in der Nacht in Carbonare angekommen und im Hotel Trentino eingecheckt haben. Extra für uns hat die Wirtin noch aufgekocht und so wurde es noch später bis wir mit vollem Bauch eingeschlafen.


1. Tag
39 km – 1325 hm hoch – 786 hm tief – 5:16 Std in Bewegung
Carbonare “Trentino” 1069m – Rif. Larici da Alessio 1655m
Auf Google Earth schaut es aus, als würden wir heute ziemlich eben dahinfahren, die ca. 1.300 hm sagen jedoch etwas anderes.
Der erste Tag führt uns auf kurzer Strecke an drei Ex Forts vorbei und zeigt ohne viel Worte, dass wir mitten in der ehemaligen Front auf dem Gebiet der Hochebene der 7 Gemeinden sind. Der heutige Abschnitt unterscheidet sich auch dadurch von den anderen, dass es nur zu Anfang Trails gibt, danach dominieren die Forststraßen und es gibt auch einiges auf Asphalt.


Heute ist es sehr heiß, zum Glück sind wir häufig im Wald. Von Carbonare gibt es einen netten Trail zum Lago di Lavarone und dann weiter und hoch zum Ex Forte Belvedere – Gschwend. Das Panzerwerk Gschwend ist heute ein Museum und kann besucht werden.


Wir fahren danach mehr oder weniger auf der Höhe weiter und kommen auf der anderen Talseite nach Luserna mit dem Ex Forte di Campo Luserna. Weiter über den unauffälligen Passo di Vezzena zum Ex Forte di Busa Verle.

Während Gschwend und Lusern nach Süden und ins´s Val d Astico ausgerichtet sind, „schaut“ Busa Verle nach Norden und hat freie Sicht in´s Valsugana. Das letzte Stück zum Rifugio Larici da Alessio – schöne Hütte, gutes Essen – verläuft auf einem Teilstück des Sentiero della Pace. Leider ist gut die Hälfte dieses Abschnitts asphaltiert.
2. Tag
42 km – 962 hm hoch – 1408 hm tief – 4:09 Std in Bewegung
Rif. Larici da Alessio 1655m – Bochetta Portule 1973m – Mezzaselva “K2” 1232m
Es ist kurz vor 10:00 als wir losgekommen. Der Himmel ist bedeckt und die Sonne ist nicht zu sehen, dennoch ist es nicht kalt. Sehr bald beginnt der lange Anstieg auf dem Sentiero della Pace hinauf zum Bochetta Portule auf 1973 m. Die Militärstraße ist eine Schotterpiste und führt mit 10 % Steigung stetig hoch. Immer auf der Suche nach der besten Linie zum Fahren läuft mir inzwischen der Schweiß über das Gesicht und tropft innen in die Brille.
Auf der Höhe ist es karg. Außer einer Infotafel, ein paar Grundmauern und einer Höhle mit Blick hinunter ins Val Dassa erinnert hier nichts an den Krieg. Über das, was man nicht mehr sieht, möchte ich lieber nicht lange nachdenken.

Es folgt eine lange und wellige Schotterabfahrt, welche uns letztendlich mit gelegentlichen kurzen Gegenanstiegen 1400 hm hinunter nach Assiago führen wird.
Eine erste kleine Pause auf unserem Weg ins Tal machen wir an der Malga Galmarara. Leider hat die Malga noch geschlossen, außer Wasser gibt es nichts zu trinken und wir fahren bald weiter.

Wir passieren einen Soldatenfriedhof und weiter die lange Abfahrt hinunter durch den Wald zum Ex Forte Interrotto. Im Tal sieht man Assiago.
Das Ex Fort wurde ursprünglich als Kaserne gebaut aber mit Ausbruch des 1. Weltkrieges dann zur Festung aufgerüstet, um dann, wie alles hier, heftig zerschossen zu werden. Viel später wurde die Ruine gesichert, und so als Mahnmal vor dem endgültigen Zerfall bewahrt.


Wir weichen von der Tourplanung ab
Die Stadt Asiago ist eigentlich nicht Teil der Tour, aber wir haben eine Trinkflasche verloren und brauchen dringend Ersatz. Wenig oberhalb von Camporovere bietet sich eine kleine Abzweigung nach Asiago an. Wir fahren also einen ungeplanten Schlenker und nutzen die Gelegenheit, um auch noch eine Kleinigkeit zu essen und gegenüber ein vorzügliches Eis zu schlecken.

In der Ferne hat sich inzwischen der Himmel verdunkelt und beim Weiterfahren erwischt uns der Regen, so dass wir uns eine ganze Weile unterstellen müssen. Nach unserem kleinen Ausflug und dem Unterstehen werden wir unser geplantes Etappenziel, das Rifugio Campolongo, nur noch mit großer Mühe erreichen können.
Wir sehen also in unsere Liste mit den potenziellen Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke und planen um. Der Ort Roana ist erreichbar und ein Anruf im Albergo K2 sichert uns drei Betten und ein Abendessen. Bis wir allerdings im K2 einlaufen, dauert es doch länger als erwartet. Das K2 liegt 6 km hinter Roana und ist außerdem noch einmal 200 hm höher am Berg als der Hauptort. Egal, Hauptsache wir haben ein Bett.
3. Tag
40 km – 1257 hm hoch – 1378 hm tief – 5:07 Std in Bewegung
Mezzaselva “K2” 1232m – Valastico 310m – Fontana “Hotel Trentino” 1089m
Gleich hinter dem K2 beginnt der Wald und unser Weg führt das erste Stück über einen felsigen Wanderweg, zu anstrengend um sofort zu fahren.

Bald erreichen wir eine Forststraße. Auf dem feinen Splitt rollen wir ohne größere Anstrengung die 300 hm hoch zum Rif. Campolongo. Wir sind hier am Rand eines Skigebietes, von hier sind es 3 km zur Seilbahn hinauf auf den Monte Verena, mit dem Auto ein Klacks. Wir halten uns nicht lange auf, Skihütten sind nicht meine Sache.
Der feine Schotter begleitet uns noch für ein kurzes Stück, dann dürfen wir abbiegen und es beginnt ein spannender Trail auf der alten Militärstraße hinunter ins Tal.

Anspruchsvolle 1260 hm, gelegentlich für uns gerade noch fahrbar, führt uns der Sentiero 621 an den Hängen des Val Torra hinunter ins Vale d Astico. Ein Traum!



Im Tal ist es dann unerwartet heiß.
Wir verziehen uns in den Schatten eines einsamen Baumes, reduzieren die Vorräte aus unseren Rucksäcken und legen uns zu einem kurzen Schläfchen ins Gras. Ein leichter und stetiger Wind zieht durch den Talboden und hält die Temperatur auf einem erträglichen Maß.
Eine Stunde später rollen wir leicht bergab die 3 km zu den paar Häusern von Barcarola und nehmen die alte Paßstraße in Angriff.
Wir haben Glück, die Paßstraße ist noch in recht gutem Zustand und dennoch für den Verkehr gesperrt. Bei gleichmäßigen 10 % Steigung, und immer auf der Schattenseite fahrend, erreichen wir nach 24 Spitzkehren die Hauptstraße. Und neun Kehren weiter auf der wenig befahrenen Hauptstraße erreichen wir das Hotel Trentino, unser Quartier in Tonezza del Cimone. Anscheinend verirren sich nur wenige Fremde hierher, wir werde wohlwollend empfangen und gut bekocht.
Das fehlende Stück von gestern haben wir eingeholt, wir sind jetzt wieder genau im Plan.
4. Tag
48 km – 1506 hm hoch – 1537 hm tief – 6:35 Std in Bewegung
Fontana “Hotel Trentino” 1089m – Monte Maggio 1852m – Carbonare “Trentino” 1069m
Heute habe ich mir nur wenige Notizen gemacht. In Erinnerung ist mir der Tag als eine tolle Etappe mit teilweise recht anspruchsvollen Trails.
Nach den losfahren in Fontana kommen wir nach einem Kilometer an die Hauptstraße die wir Überqueren und auf dem Sentiero 537 bergauf weiterfahren. Nach einem weiteren Kilometer stoßen wir auf eine Forststraße, der wir ab jetzt folgen – bei der Rückschau am PC sehe ich, dass der 537er laut Karte noch weitergegangen wäre, vor Ort war das nicht erkennbar.

Etwas später umfahren wir den Monte Campomolon an seiner Flanke, oben sehen wir einen Teil der Festung, aber wir entscheiden uns gegen eine Besichtigung und fahren weiter.
Die Auffahrt zum Monte Maggio kostet jeden von uns ein paar Schweißtropfen. Oben erwarten uns ein Gipfelkreuz, die schon fast unvermeidlichen Reste eines Schützengrabens und eine weite Aussicht.

Wenn man den Krieg ausblenden kann, ist es hier schön.
Die Abfahrt vom Monte Maggio hinunter zum Passo Coe ist mir gut in Erinnerung geblieben. Schmal, etwas ausgesetzt und oft so, dass ich gar nicht so genau wissen wollte, was links neben mir nicht mehr ist.

Am Rifugio Stella di Italia gönnen wir uns eine Pause und freuen uns über das unerwartete, perfekt gekühlte, dunkle Weißbier. Bis Carbonare ist es nicht mehr weit, das geht schon.
Wir fahren an der frischen Brandruine des Albergo Ortesino vorbei und stolpern wenig später praktisch über das Ex Forte Cherle. Zwangsläufig auch hier eine weite Sicht ins Tal. Von hier aus geht es nun steil und steinig weiter abwärts. Zuletzt vor Carbonare lange auf schönen Wegen durch den Wald. Ein flotter Abschluss dieser Tour über die Hochebene der 7 Gemeinden.
Bravi, complimenti. Sehr gut!