Vier Tage durch die Fränkische Schweiz

Für diese Tour durch die Fränkische Schweiz habe ich vorhandene Tagestouren kombiniert und eine Runde für vier Tage zusammengestellt. Es soll eine Mischung sein aus Trails, schöner Landschaft und Gasthöfen mit gutem Bier. Einige Teilstücke bin ich früher schon gefahren, anderes ist auch für mich Neuland.

Eine Mountainbike Tour für Biertrinker soll’s werden

Mein erster Versuch, diese Tour zu fahren scheiterte an den Übernachtungen. Für das Wandergebiet Franken war ich bei der Reservierung der Übernachtungen einfach zu spät dran. Deshalb habe ich diesmal schon im Februar Werbung für die Tour gemacht und im März gebucht.

Dabei ist: Albert, Karl, Klaus, Manfred, Michael, Roman, Tobi.

1. Mai 2019

49,7 km – 1387 hm – 6:25 Std Fahrzeit
Forchheim – Walberla – Trubachtal – Betzenstein

Es ist noch recht frisch als sich die ersten Teilnehmer unserer Tour frühmorgens auf den Weg zum Bahnhof nach Regensburg machen.

Unterwegs von Neutraubling zum Hauptbahnhof Regensburg

Einmal umsteigen in Nürnberg , und schon sind wir in Forchheim, dem Ausgangspunkt unserer Viertägigen „Mountainbiketour für Biertrinker“. Bevor es aber losgeht, wollen wir noch gemütlich frühstücken, was jedoch nicht ganz so einfach ist. Um 8:00 an einem Feiertag ist Forchheim wie ausgestorben und wir müssen eine ganze Weile suchen und die Hilfe von Einheimischen in Anspruch nehmen bevor wir eine offene Bäckerei finden.

Im Forchheimer Wald auf dem Weg nach Reuth

Gestärkt, und nun auch wirklich wach, fahren wir in gerader Linie aus Forchheim hinaus und hinauf in den Wald. Schöne Wege bringen uns nach Reuth, wir queren das Wiesenttal und sind schon bald mit dem steilen Aufstieg zum Walberla beschäftigt.

Festvorbereitungen am Ehrenbürg

Am ersten Wochenende im Mai ist hier das bekannte Walberla-Fest, wir sind ein paar Tage zu früh dran, aber der Aufbau hat bereits begonnen. Als wir oben ankommen findet gerade ein Gottesdienst statt, etwas entfernt davon sitzt eine Familie beim Picknick auf der Decke und genießt die Ruhe vor dem großen Ansturm.

Das Fest wird für den kommenden Sonntag aufgebaut.

Wir bewundern am höchsten Punkt ausgiebig die schöne Aussicht und fahren anschließend auf einem schönen Trial nach Leutenbach ab. Leider geht es anschließend wieder hoch, aber abfahren kann man bekanntlich nur von oben. Das wir schieben müssen ist schade, die Abfahr merke ich mir für eine andere Gelegenheit.

Von Leutenbach führt der Trail steil hoch.

Oben angekommen geht es wellig mit Wiesen, Ackerland und kleinen Wäldern weiter bis wir wieder eine schöne Abfahrt hinunter ins Trubachtal finden. Die Locals haben hier begonnen eine Abfahrt mit Sprungschanze und Anlegern zu bauen. Sie sind noch nicht fertig und haben den Einstieg mit Flatterband gesichert. Gut für uns, so können wir ohne Gesichtsverlust die einfachere Variante durch den Hohlweg nehmen.

Das letzte Stück hinunter nach Unterzaunsbach.

Der Meister ist nicht daheim

Schlag zwölf Uhr laufen wir in Unterzaunsbach ein und ich freu mich auf ein Bier beim Meister. Aber was ist das? Mein Lieblingswirtshaus aus der Nürnberger Zeit hat am 1. Mai geschlossen!
Zusammen mit zwei Wanderern stehen wir vor der verschlossenen Türe. Ich kann´s nicht glauben.

Oberhalb von Unterzaunsbach

Notgedrungen rollen wir im Tal zum Nachbarort Wannbach, wo wir im Gasthof Mühlhäuser auch gut versorgt werden, ist aber halt nicht der Meister. Gut abgefüttert arbeiten wir uns wieder aus dem Tal nach oben. Vorbei an umgefallenen Bäumen und vorbei am überfüllten Parkplatz vom Wildpark Hundshaupten. Und noch einmal fahren wir aus der Höhe hinunter ins Trubachtal.

Die Burg Egloffstein im Trubachtal

Nach einigen „Osterbrunnen“, vielen Kilometern und noch mehr Höhenmetern nähern wir uns langsam unserem Tagesziel Betzenstein. Nach etwa 1.300 hm sind wir zu müde um weitere Trails noch richtig zu genießen. Gemeinsam beschließen wir die Ruine Stierberg nicht zu besuchen und uns statt dessen die letzten drei Kilometer direkt zu unserer Unterkunft routen zu lassen.

Ja, man trägt die Lenker jetzt breiter.

Eine gute Entscheidung welche uns ganz unerwartet noch durch den schönen Hochseilgarten „Abenteuerpark Betzenstein“ führt.
Wir übernachten in der Windmühle, zum Abendessen nimmt uns der Schlossgasthof Betzenstube auf.

Michael mit seinem letzten „Schnitt“

2. Mai 2019

29,7 km – 525 hm – 4:01 Std Fahrzeit (betrifft nur den Guide)
43,0 km –  1.074 hm (laut Planung für die anderen)
Betzenstein – Pottenstein – Schottersmühle im Wiesenttal

Nach dem Frühstück fahren wir ganz entspannt durch schöne Laubwälder und über kleine Sträßchen in Richtung Pottenstein.

Ein schöner Trail am Frankenweg

Etwa zwei Kilometer vor dem Ort liegt die Schauhöhle Teufelshöhle direkt am Weg. Die heutige Etappe ist mit nur 1.000 hm angesetzt, wir haben also genug Zeit um die Tropfsteinhöhle zu besichtigen.

Stalaktiten in der Teufelshöhle bei Pottenstein

Der Teufel wars nicht, es war die Kälte

Die Besichtigung der der Höhle dauert nach offiziellen Angaben 45 Minuten, es ist mir kürzer vorgekommen. Und die Themperatur liegt Sommer wie Winter bei 9C, auch das habe ich trotz kurzer Hosen so nicht wahrgenommen. Wirklich gefroren habe ich in der Höhle jedenfalls nicht, auch wenn die Beinmuskulatur mit Sicherheit abgekühlt wurde. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine schnelle Belastung …
Ja, gleich auf den ersten Metern der Weiterfahr kommt die Stufe. Schnell und unerwartet, und der Schmerz ist auch schon da. Hinterher ist man immer schlauer.

Pottenstein ist nicht weit weg, dort wollen wir etwas essen, und vielleicht kann ich mich auch noch ein wenig „Pflegen“. Mit der Einschränkung, dass ich den Trail zu großen Teilen schiebe,  kann ich eigentlich noch fahren. Im Brauereigasthof Mager bleibt niemand hungrig. Wir bekommen ein vernünftiges Bier und was Gutes zu essen.

Im Brauereigasthof Mager ist noch keiner verhungert

Auch wenns schwer fällt, es geht nicht mehr

Gleich hinter Pottensteführt der Frankenweg steil über Treppen bergauf. An der ersten Schlüsselstelle schaffe ich es nicht mehr, Rad durch die steile Treppenpassage zu tragen. Verwirrenderweise wirkt mein sonst so zuverlässiges Notfallschmerzmittel diesmal nicht.

Wer sein Rad tragen kann hat hier wenig Probleme

So kann es nicht weitergehen. Es ist klar, dass ich so bald wie möglich abkürzen muss. Bis zur Beringersmühle muss ich noch durchhalten. Am Ortsrand überspielen wir meinen Track auf ein weiteres Navi und die anderen machen sich ohne mich auf den Weg zum Brauereigasthof Held.

Der Frankenweg im Wiesenttal

Ich selbst peile mit schwerem Herzen den kürzesten Weg zu unserem Nachtquartier. Der Pfad durch das Wiesenttal ist schön, aber gut fühlt sich das trotzdem nicht an.
In der Schottersmühle angekommen werde ich mit Eisbeutel und Weißbier versorgt und lecke meine Wunden. Zum Abendessen gibt es für mich noch zusätzliche Medikamente und einen Salbenverband für die unruhige Nacht.

3. Mai

48,0 km – 950 hm – 5:29 Std Fahrzeit
Schottersmühle im Wiesenttal – Aufseßtal – Oberleinleitertal – Ketschendorf

Am Morgen regnet es ein wenig, aber bis wir aufbrechen, hat es schon wieder aufgehört.

Gerade hat es wieder aufgehört zu regnen

Ich kann tatsächlich fahren, auch wenn ich sicherheitshalber bergauf mehr schiebe als sonst. In ein paar Tagen werde ich die Diagnose Muskelfaserriss bekommen.

Jetzt aber rollen wir erst mal durch das schöne Wiesenttal. Wir queren eine Straße und erleben eine Steigerung: das Aufseßtal. Keine Straße, keine Bebauung. Auf viele Kilometer nur Wald, Wiesen und die Aufseß welche sich malerisch schlängelt. Ein sehr guter Einstieg in den Tag.

Viele Kilometer fast unberührte Landschaft im Aufseßtal

Um die Mittagszeit kehren wir in der Burgklause bei Schloss Greifenstein ein. Extra hinfahren muss man da nicht, aber das Timing hätte für unseren Hunger nicht besser sein können. Jeder ein Bier, was zu essen und das Staunen darüber, dass die Hochzeitsgesellschaft vom Schloss anschließend ausgerechnete hierher kommen möchte.

Über dem Leinleitental

Das Wetter ändert sich

Etwas später kommen wir durch das Leinleitental und sehen uns den Großen Tummler an. Nicht Tümmler, hat aber auch was mit Wasser zu tun. Abgesehen vom Tummler kann man sehr schön sehen, wie sich das Wasser hier seinen Weg gegraben hat.

Wir helfen gerne !

Und wieder ein Wirtshaus, diesmal der Brauereigasthof Ott. Wie vom Wetterbericht vorhergesagt ist es den über Tag stetig kühler geworden. Die Gelegenheit uns wieder aufzuwärmen nutzten wir gerne. Jedoch, so schön es auch ist, wir können nicht bleiben. Beim Ott kann man leider nicht übernachten und wir müssen noch nach Ketschdorf zum Gasthof Kramer, unserem Quartier für heute.

Und auch beim Kramer läßt man uns nicht Hungern

Gasthaus Kramer
+49 9545 7432

4. Mai

37 km – 590 hm – 3:09 Std. Fahrzeit
Ketschendorf – Tourabbruch – Bahnhof Forchheim

Wenig überraschend regnet es am Morgen, aber anders als gestern hört es heute nicht mehr auf. Deutlich abgekühlt hat es auch noch. Laut Wettervorhersage kann die Temperatur heute, am 4. Mai, bis auf +7 °C fallen.

Beim Frühstück verabrede wir wegen der Witterung die Etappe, um einige Höhenmeter zu kürzen. Die Stelle für den Abschneider ist ausgesucht und im Navi als Wegpunkt hinterlegt. In vollem Regenzeug fahren wir los. Der Regen nimmt zu und die Temperatur weiter ab.

Wir halten schon was aus, aber die Vorfreude auf den Kellerwald hält sich in Grenzen

Schon nach wenigen Kilometern wissen wir das weiterfahren keinen Sinn macht. Selbst einem Feuersalamander wird der Regen zuviel. Während wir ihn noch betrachten sucht er Schutz unter meinem Schuh.

Selbst der Feuersalamander bringt sich in Sicherheit

Der Wettersturz

Heute bekommen wir nichts geschenkt. Während ich dem Navi noch den schnellsten Weg zum Bahnhof Forchheim entlocke beginnt es zu schneien. Keine leise fallenden Flocken wie an Weihnachten, sondern harte Kristalle bei scharfem Seitenwind auf offener Straße. Und kein Wald der uns schützt.

Glücklicherweise geht es viel bergab und wir fahren für Mountainbikes ein hohes Tempo. Es ist eine wilde Flucht. Meine Finger sind taub und ich kann nicht nach vorne auf die Straße sehen, weil mir der Schnee so hart ins Gesicht schlägt. Vor mir fährt Michael, er hat die Hände ganz vom Lenker genommen und unter seine Achseln geklemmt. Später wird er sagen, dass es die einzige Möglichkeit war um die Finger halbwegs warm zu halten.

Der Rasthof war ein Geschenk des Himmels

Kurz vor der Auffahrt zur Autobahn treffen wir auf eine Tankstelle und stürzen hinein. Drinnen sind weitere Radler, die sich auch aufwärmen wollen. Die neuesten Nürnberger Nachrichten helfen mir die schlimmste Nässe aus den Schuhen zu bekommen, mit den restlichen Blättern wickle ich meine Füße ein, bevor ich wieder den nassen und eiskalten Schuh anziehe (Dieser Trick funktioniert!).

Die restlichen Kilometer zum Bahnhof schaffen wir jetzt auch noch. Jetzt kommt nur noch die Warteprüfung am zugigen Bahnsteig … auch geschafft. Im Zug ist es warm, langsam tauen wir auf.

Fazit:

Es ist schade, dass das Wetter nicht so wie erhofft ausgefallen ist und wir abbrechen mussten. Aber ganz sicher werden wir diese Tour, mit kleinen Anpassungen, noch einmal fahren. Gut möglich, dass es dann eine Jahreszeit wird bei der man nicht mehr mit Schneestürmen 😉 rechnen muß.

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